Schilder- und Metallkunst Heinrich Schwed
Judaica aus einer Münchner kunstgewerblichen Werkstätte
Eine Ausstellung im Studienraum des Jüdischen Museum München
München war im Gegensatz zu anderen Städten wie Augsburg, Frankfurt oder Berlin nie ein Zentrum für die Herstellung jüdischer Kultgeräte. Nur sehr wenige Judaica aus Münchner Werkstätten waren bisher bekannt. In jüngster Zeit erwarb das Jüdische Museum München vier Teller mit hebräischen Inschriften, die der Werkstätte des 1880 in Reichmannsdorf bei Bamberg geborenen Heinrich Schwed zugeschrieben werden konnten. In der Folge konnten in Museen und Sammlungen in Deutschland, Israel und…
Schilder- und Metallkunst Heinrich Schwed
Judaica aus einer Münchner kunstgewerblichen Werkstätte
Eine Ausstellung im Studienraum des Jüdischen Museum München
München war im Gegensatz zu anderen Städten wie Augsburg, Frankfurt oder Berlin nie ein Zentrum für die Herstellung jüdischer Kultgeräte. Nur sehr wenige Judaica aus Münchner Werkstätten waren bisher bekannt. In jüngster Zeit erwarb das Jüdische Museum München vier Teller mit hebräischen Inschriften, die der Werkstätte des 1880 in Reichmannsdorf bei Bamberg geborenen Heinrich Schwed zugeschrieben werden konnten. In der Folge konnten in Museen und Sammlungen in Deutschland, Israel und den USA rund 30 weitere Arbeiten Schweds nachgewiesen werden.
Heinrich Schwed, der um 1900 von Oberfranken nach München übersiedelte, war als Reklame-Verleger, Weinhändler und Likörfabrikant tätig, bevor er 1923 zuerst eine kunstgewerbliche Werkstätte und ab 1926 eine Firma für »Schilder- und Metallkunst« betrieb, die 1938 von den nationalsozialistischen Behörden ›arisiert‹ wurde. Kurz nach dem Novemberpogrom emigrierte Schwed mit seiner Frau und seiner Tochter nach Buenos Aires. Seinen vier Geschwistern gelang die Auswanderung nicht mehr. Drei von ihnen wurden im November 1941 deportiert und fünf Tage nach der Ankunft in Kaunas erschossen. Ein Bruder, der in einer so genannten ›privilegierten Mischehe‹ lebte, wurde im Januar 1945 nach Theresienstadt deportiert und kehrte als Überlebender nach München zurück.
Die 1923 bis 1924 zum größeren Teil in einem chemischen Verfahren geätzten, zum kleineren Teil von Hand getriebenen Teller und Plaketten greifen nicht, wie bei Judaica häufig gehandhabt, ältere Vorbilder auf. Sie stellen im künstlerischen Entwurf wie in der handwerklichen, von der Profession des Schildermachers herrührenden Technik eine eigenständige kunstgewerbliche Schöpfung Heinrich Schweds dar.
Ausstellungszeit
3. März – 30. August 2009
Ausstellungsort
Studienraum
Kurator
Bernhard Purin
Mitarbeit
Biografische Recherche: Sabine Brantl
Gestaltung
Architekt Martin Kohlbauer, Wien