Never Walk Alone
Jüdische Identitäten im Sport
Ernst Emanuel Simon verließ den Berliner Sport Club nach antisemitischen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg. Er trat 1918 dem Jüdischen Turn- und Sportverein Bar Kochba bei. Neben seinem Medizinstudium in Würzburg wurde er 1919 Berlin-Brandenburgischer Meister sowie 1921 Bayerischer Meister im 800-Meter-Lauf. Er war Mitbegründer des Makkabi-Weltverbandes und wanderte 1924 nach Palästina aus. Dort setzte er sich für die Institutionalisierung des Sportunterrichtes ein. Er war Mitorganisator der ersten Makkabiade 1932, den ersten jüdischen Weltsportspielen in Palästina. Vor allem war er ein…
Never Walk Alone
Jüdische Identitäten im Sport
Ernst Emanuel Simon verließ den Berliner Sport Club nach antisemitischen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg. Er trat 1918 dem Jüdischen Turn- und Sportverein Bar Kochba bei. Neben seinem Medizinstudium in Würzburg wurde er 1919 Berlin-Brandenburgischer Meister sowie 1921 Bayerischer Meister im 800-Meter-Lauf. Er war Mitbegründer des Makkabi-Weltverbandes und wanderte 1924 nach Palästina aus. Dort setzte er sich für die Institutionalisierung des Sportunterrichtes ein. Er war Mitorganisator der ersten Makkabiade 1932, den ersten jüdischen Weltsportspielen in Palästina. Vor allem war er ein Pionier der Sportmedizin. Sein Foto beim Zieleinlauf im August 1919 ist das Eröffnungsbild der Ausstellung Never Walk Alone. Jüdische Identitäten im Sport.
In den beiden Ausstellungsebenen positionieren sich Sportlerinnen und Sportler und Fans jüdischer Herkunft in der Sportarena. Die Konzentration auf einzelne Biografien erlaubt es einerseits, die Selbstwahrnehmung der Sportlerinnen und Sportler zu betrachten und andererseits auch Zuschreibungen von außen offenzulegen. Die Anfänge der Sportbegeisterung sind ebenso Thema wie die facettenreichen 1920er Jahre sowie Ausgrenzung und Verfolgung während des Nationalsozialismus. Der Bogen wird von jüdischen Überlebenden in den Displaced-Person Camps der deutschen Nachkriegszeit über sportliche Positionierungen von Deutschen jüdischer Herkunft in der Emigration gespannt; bis hin zu athletischen Leistungen, die in den letzten Jahren Beiträge zum lokalen Sportgeschehen liefern.
Der Titel der Ausstellung Never Walk Alone ist inspiriert von dem Lied You'll Never Walk Alone, das ursprünglich für das Musical Carousel geschrieben wurde. Der Liedtexter Oscar Hammerstein II. und der Komponist Richard Rodgers, übrigens beide jüdisch-amerikanischer Herkunft, vermitteln hierin Zugehörigkeit, Motivation, Trost und Unterstützung für die Protagonistin. In den Sportarenen ist die Idee der Singenden – inzwischen nicht mehr nur beim FC Liverpool – vergleichbar.
Ausstellungszeit
22. Februar 2017 – 7. Januar 2018
Kuratorin
Jutta Fleckenstein
Mitarbeit
Lisa-Maria Tillian-Fink Lilian Harlander
Gestaltung
chezweitz GmbH, Berlin
PUBLIKATION
Der Katalog zur Ausstellung
You‘ll Never Walk Alone. Es überrascht wenig, dass gerade dieses Lied zu einer Hymne des Sportes geworden ist. Die Frage nach Zugehörigkeit stellt sich in der Sportarena ebenso wie in der sie umgebenden Gesellschaft. Dieser Band, der begleitend zur Ausstellung »Never Walk Alone. Jüdische Identitäten im Sport« erscheint, nähert sich der komplexen Suche nach Gemeinschaft, indem er Sportlerinnen und Sportler jüdischer Herkunft und ihre Fans ins Blickfeld nimmt.
Vertiefende Essays, vielschichtige Sportlerbiografien sowie persönliche, auf den Sport bezogene Zitate beleuchten Selbstwahrnehmungen und Zuschreibungen und zeigen die Vielfalt der Optionen, auf der Spielfläche »sportlich und jüdisch« zu sein – bis heute.
Mit Beiträgen von Michael Brenner, Gabriel N. Finder, Anke Hilbrenner, Robert Jütte, Wolf-Dietrich Junghanns, Hans Joachim Teichler, Moshe Zimmermann u.a. und Zitaten von Alfred Flatow, Max Nordau, Kurt Landauer, Vicki Baum, Walther Bensemann, Paula Stuck v. Reznicek, David Dushman, Gert Rosenthal.