Installationsansicht im Foyer des Jüdischen Museums München mit drei bunten Aquarellen der "Drei Schwestern \ Three Sisters", © Sebastian Jung 2023, Foto: Jüdisches Museum München / Daniel Schvarcz

18. Januar –  29. September 2024 | Installation im Foyer | Eintritt frei

Kafkas Schwestern

Eine Installation des Künstlers Sebastian Jung im Foyer des Jüdischen Museums München im Rahmen des Festivals KAFKA2024

Am 3. Juni 1924 stirbt Franz Kafka an den Folgen seiner langjährigen Tuberkulose-Erkrankung in einem Sanatorium bei Wien. Er wird am 11. Juni auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag beigesetzt. Es folgen die postume Veröffentlichung seiner Werke und schließlich der Weltruhm. Während Franz Kafkas Leben in zahllosen Biografien festgehalten ist, bleiben seine drei Schwestern weitestgehend im Schatten.

In Kafkas 100. Todesjahr möchte…

18. Januar –  29. September 2024 | Installation im Foyer | Eintritt frei

Kafkas Schwestern

Eine Installation des Künstlers Sebastian Jung im Foyer des Jüdischen Museums München im Rahmen des Festivals KAFKA2024

Am 3. Juni 1924 stirbt Franz Kafka an den Folgen seiner langjährigen Tuberkulose-Erkrankung in einem Sanatorium bei Wien. Er wird am 11. Juni auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Prag beigesetzt. Es folgen die postume Veröffentlichung seiner Werke und schließlich der Weltruhm. Während Franz Kafkas Leben in zahllosen Biografien festgehalten ist, bleiben seine drei Schwestern weitestgehend im Schatten.

In Kafkas 100. Todesjahr möchte das Jüdische Museum München mit einer Intervention des Künstlers Sebastian Jung an das Leben und Schicksal seiner drei Schwestern erinnern:

Gabriele Hermann (1889–1942)
Valerie Pollak (1890–1942)
Ottilie David (1892–1943)

Wer waren Elli, Valli und Ottla, wie Kafka seine Schwestern stets nannte? Am meisten wissen wir über Ottla, die Jüngste, die zeitlebens enge Vertraute ihres Bruders war. Im Briefwechsel der beiden lernen wir sie als unerschrockene junge Frau kennen, die sich beruflich unabhängig machen möchte, abwägt nach Palästina zu emigrieren und schließlich gegen den Protest des Vaters einen katholischen Tschechen heiratet. Elli und Valli, die beide früh heiraten und das Elternhaus verlassen, tauchen in Kafkas Aufzeichnungen nur am Rande auf.

1941 werden Elli und Valli mit ihren Familien in das Getto Łódź deportiert und 1942 im Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) ermordet. Ottla wird 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie als Betreuerin in einem Kinderheim arbeitet. 1943 begleitet sie einen Transport polnischer-jüdischer Kinder in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo sie ebenfalls ermordet wird. Die drei Biografien stehen stellvertretend für die Auslöschung des deutschsprachigen Prager Judentums, als dessen Symbolfigur Franz Kafka heute gefeiert wird.

Die Aquarellzeichnungen „Drei Schwestern“, die im Zentrum der Intervention stehen, entstanden nach einem Kinderfoto der Schwestern und waren erstmals in der Ausstellung „KAFKA: 1924“ (bis 11.02.2024) im Museum Villa Stuck zu sehen. Mit dem Umzug der Bilder ins Foyer des Jüdischen Museums München sollen das Leben der drei Schwestern und der jüdische Familienhintergrund Kafkas in den Blick rücken. Die Installation wird im Rahmen von Kafka2024 gezeigt, einem ganzjährigen Festival im 100. Todesjahr Franz Kafkas mit Ausstellungen und Veranstaltungen in München, Prag und weiteren Städten.

Zum Künstler:
Sebastian Jung, geboren 1987 in Jena, studierte Kunst und Gestaltung an der Bauhaus-Universität in Weimar. Er arbeitet mit Zeichnung, Malerei und Skulptur, gestaltet Publikationen und initiiert als Künstler interdisziplinäre Projekte in Zusammenarbeit mit Vertreter*innen aus Politik, Populärkultur, Literatur und Wissenschaft. Seine Arbeiten wurden unter anderem in der Kunstsammlung Jena, im Kunstverein Rosenheim, in der nGbK (neue Gesellschaft für bildende Kunst) in Berlin, im NS-Dokumentationszentrum München, im Münchner Stadtmuseum und im Neuen Museum Nürnberg ausgestellt.

Kuratorin: Lara Theobalt

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Ein Ausstellung im Rahmen des Festivals KAFKA 2024

Installationsansicht "Drei Schwestern" (Detail), © Sebastian Jung 2023, Foto: Jüdisches Museum München / Daniel Schvarcz
Installationsansicht "Drei Schwestern" (Detail mit Texttafel und bunten Aquarellen), © Sebastian Jung 2023, Foto: Jüdisches Museum München / Daniel Schvarcz
Installationsansicht "Drei Schwestern" (Detail), © Sebastian Jung 2023, Foto: Jüdisches Museum München / Daniel Schvarcz
Installationsansicht "Drei Schwestern" (Detail  mit Texttafel und bunten Aquarellen), © Sebastian Jung 2023, Foto: Jüdisches Museum München / Daniel Schvarcz
Künstler Sebastian Jung neben seinem Werk "Drei Schwestern", © Sebastian Jung 2023, Foto: Jüdisches Museum München / Daniel Schvarcz
Künstler Sebastian Jung neben seinem Werk "Drei Schwestern", © Sebastian Jung 2023, Foto: Jüdisches Museum München / Daniel Schvarcz


Valerie (Valli)

Geboren: 25. September 1890 in Prag

Ausbildung: Besuch der Volksschule, anschließend Besuch einer deutschsprachigen Privatschule für Mädchen

Heirat: 12. Januar 1913 mit dem kaufmännischen Angestellten Josef Pollak (1882–1942)

Kinder: Marianne (1913–2000) und Lotte (1914–1931)

Deportation: 31. Oktober 1941 gemeinsam mit ihrem Mann in das Getto Łódź, wo sie zeitweise mit Schwester Elli und deren Tochter zusammenwohnt; 10. September 1942 Deportation in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno); genauer Todestag unbekannt
 

»Die Schwestern gingen nur zum Teil mit mir. Am glücklichsten in ihrer Stellung zu Dir war Valli. Am nächsten der Mutter stehend, fügte sie sich Dir auch ähnlich, ohne viel Mühe und Schaden.«
Franz Kafka, Brief an den Vater, 1919

 


Gabriele (Elli)

Geboren: 22. September 1889 in Prag

Ausbildung: Besuch der Volksschule, anschließend Besuch einer deutschsprachigen Privatschule für Mädchen

Heirat: 27. November 1910 mit dem Geschäftsmann Karl Hermann (1883–1939)

Kinder: Felix (1911–1940), Gerti (1912–1972) und Hanna (1919–1942)

Deportation: 21. Oktober 1941 in das Getto Łódź gemeinsam mit Tochter Hanna, deren Ehemann sowie dessen Eltern; Tochter Gerti und ihr Mann konnten rechtzeitig nach Indien fliehen; Sohn Felix starb in einem französischen Internierungslager; 10. September 1942 Deportation in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno); genauer Todestag unbekannt
 

»Sie war doch ein so schwerfälliges, müdes, furchtsames, verdrossenes, schuldbewußtes, überdemütiges, boshaftes, faules, genäschiges, geiziges Kind, ich konnte sie kaum ansehn, gar nicht ansprechen, so sehr erinnerte sie mich an mich selbst […]. Aber das alles änderte sich, als sie in jungen Jahren, das ist das Wichtigste, von zu Hause wegging, heiratete, Kinder bekam, sie wurde fröhlich, unbekümmert, mutig, freigiebig, uneigennützig, hoffnungsvoll.«
Franz Kafka, Brief an den Vater, 1919

 


Ottilie (Ottla)

Geboren: 29. Oktober 1892 in Prag

Ausbildung: Schulbesuch wie die beiden älteren Schwestern, danach Mitarbeit im elterlichen Galanteriewarengeschäft; 1917: bewirbt sich an einer landwirtschaftlichen Frauenschule, geht stattdessen nach Zürau (Siřem), wo sie das Landgut ihres zum Militärdienst eingezogenen Schwagers Karl Hermann bewirtschaftet; 1918/19: Besuch der Landwirtschaftlichen Winterschule in Friedland (Frýdlant); 1920: Bewerbung für einen landwirtschaftlichen Vorbereitungskurs für Palästina in Opladen bei Köln

Heirat: 15. Juli 1920 mit dem Juristen Josef David (1893–1962); 1940: Ottla und ihr Mann trennen sich. Sie verliert den Schutz der „privilegierten Mischehe“.  

Kinder: Věra (1921–2015) und Helene (1923–2005)

Deportation: 3. August 1942 in das Getto Theresienstadt, wo sie in einem Kinderheim arbeitet; 5. Oktober 1943: Ottla begleitet einen Transport polnischer-jüdischer Kinder in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo sie am 7. Oktober 1943 ermordet wird

»Es ist etwas ganz Unrichtiges, sein Leben in der Stadt, im Geschäft zuzubringen.  Ich mache keine Pläne jetzt, aber Wünsche zu haben, kann man nicht verhindern. Keinen Augenblick würde ich zu dem Entschluss brauchen, mein ganzes Leben, hier oder anderswo am Land zuzubringen, nie mehr die Stadt zu sehen ….«
Ottla an Josef David, 20. August 1916

 

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